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Was ist ESG? Fragen und Antworten

Veröffentlicht am 10.10.2023 Geschrieben von Rosalia Mousse.

Nachhaltigkeit wird im Unternehmenskontext oft mit dem Kürzel ESG in Verbindung gebracht. Aber was ist ESG eigentlich? Was sind ESG-Kriterien? Und welche Vorteile bieten ESG-Praktiken deinem Unternehmen? Die Antworten auf diese und mehr Fragen findest du in diesem Artikel.

Was ist ESG Header

Das Thema Nachhaltigkeit ist zweifellos eines der drängendsten unserer Zeit und wird auch in der Unternehmenswelt immer wichtiger. Wer sich damit beschäftigt, kommt schnell mit dem Kürzel ESG in Verbindung. Doch was verbirgt sich hinter diesem Akronym? Das und mehr erfährst du hier.

In diesem Artikel erklären wir, was mit ESG gemeint ist, wer ESG-Ratings vergibt und wie sie ermittelt werden, was man unter dem ESG-Reporting versteht, wie ESG im Unternehmen umgesetzt werden kann und welche Vorteile ESG deinem Business bietet. 

Was ist ESG?

ESG steht für Environmental, Social and Corporate Governance und umfasst damit die wichtigsten nachhaltigkeitsbezogenen Verantwortungsbereiche eines Unternehmens oder einer Organisation: Umwelt, Soziales sowie Regierungs-, Amts- oder Unternehmensführung. Unternehmen, die nach ESG-Kriterien handeln, treffen ihre Entscheidungen also nicht nur danach, was ihnen Profite bringt, sondern auch nach ethischen Gesichtspunkten. Dazu richten sie die gesamte Unternehmensstruktur und -kultur nach diesen Werten aus und passen ihre Prozesse, Produktentwicklung und Technologiestrategien entsprechend an.

Somit werden die ESG-Kriterien zum festen Bestandteil der Strategie eines Unternehmens. Sie werden so erarbeitet, dass sie die Möglichkeiten des Unternehmens und die Interessen seiner Stakeholder berücksichtigen, etwa der Angestellten, Kunden und Zulieferer.

Was sind ESG-Kriterien? 

ESG-Kriterien umfassen die folgenden drei Kernbereiche:

  • Umwelt (Environment): Dieser Bereich bezieht sich darauf, welchen ökologischen Fußabdruck ein Unternehmen hat und wie sich sein Handeln auf die Umwelt auswirkt, etwa auf Artenvielfalt oder Umweltverschmutzung. Hier spielen beispielsweise Abfallmanagement, Wasserverbrauch und Abwasserentsorgung sowie ein effizienter Umgang mit Rohstoffen und Energie in der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens eine wichtige Rolle. Unternehmen sollten in erneuerbare Energien investieren und möglichst niedrige Emissionen in Wasser und Luft verursachen.
  • Soziales (Social): Dieser Bereich beleuchtet, welchen Mehrwert ein Unternehmen der Gesellschaft bringt und wie es mit seinen eigenen Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Stakeholdern ebenso wie mit sozialen Gemeinschaften umgeht. Sorgt das Unternehmen für gute Arbeitsbedingungen, Sicherheit am Arbeitsplatz, eine faire Entlohnung und Weiterbildungsmöglichkeiten? Respektiert es die Menschenrechte und Menschenwürde? Achtet es auf Diversität, Gleichstellung und Inklusion? Engagiert es sich gesellschaftlich und handelt es sozial verantwortlich? Wie wirken sich seine Produkte auf die Gesellschaft aus?
  • Governance: Bei der Governance geht es um die ethische Unternehmensführung, also darum, ob ein Unternehmen transparent, nachhaltig und verantwortungsbewusst geführt und beaufsichtigt wird. Dabei spielt etwa eine Rolle, welche Werte intern gefördert werden, wie die Arbeitsbedingungen aussehen und ob Prozesse der Unternehmensleitung unabhängig geprüft werden. Transparenz und Integrität sind dabei zentral, etwa in Form von transparenten und eindeutigen Maßnahmen zur Verhinderung von Korruption und wettbewerbswidrigen Praktiken. Auch die Zusammensetzung von Unternehmensleitung, Management und Aufsichtsrat, die korrekte Zahlung von Steuern und die Einhaltung von Gesetzen werden betrachtet.
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Was ist ein ESG-Rating?

Ein ESG-Rating oder ESG-Score wird von speziellen Research- und Rating-Agenturen erstellt, die im Auftrag von Investoren die Einhaltung der ESG-Kriterien in Unternehmen prüfen, um nachhaltige Anlageprodukte zu bewerten. Auf Basis verschiedener Metriken werden ESG-Scores berechnet, anhand derer sich Unternehmen vergleichen lassen. Meist werden die Ratings auf einer Skala von 0 bis 100 vorgenommen, wobei Ratings über 70 als gut und Ratings unter 50 als schlecht gelten. Allerdings gibt es hierbei keine einheitliche Regelung, sodass auch ESG-Ratings mit einer Bewertung von A (gutes Rating) bis C (schlechtes Rating) genutzt werden. Die Rating-Agenturen erstellen Berichte, die sie institutionellen Anlegern, Fondsgesellschaften und Banken zur Verfügung stellen. Je nach ESG-Rating und -Kriterien werden Unternehmen beispielsweise aus Investmentportfolios ausgeschlossen. Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex umfasst eine Liste deutscher Unternehmen, die Nachhaltigkeitsstandards einhalten und veröffentlichen, und die Global Reporting Initiative (in Englisch) bietet Berichtsstandards für den internationalen Vergleich.

Sind ESG, Nachhaltigkeit und CSR das Gleiche?

CSR steht für Corporate Social Responsibility, also die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen insbesondere in sozialen und ökologischen Bereichen. Während CSR-Bemühungen von Unternehmen häufig eher Einzelinitiativen betreffen und nicht im Unternehmensziel verankert sind, geht ESG einen Schritt weiter und will die gesamte Unternehmenskultur verändern sowie Bemühungen in diesen Bereichen objektiv messbar und vergleichbar machen. Der Begriff der Nachhaltigkeit ist allgemeiner gefasst und wird für unterschiedliche ethisch, ökologisch und sozial verantwortungsbewusste Praktiken verwendet, ohne dabei konkrete Kriterien zu bezeichnen.

Was ist ESG-Reporting und wer ist dazu verpflichtet?

Beim ESG-Reporting berichten Unternehmen über ihre Leistungen in den unterschiedlichen Nachhaltigkeitsbereichen und ihre aktuellen Maßnahmen, sowohl um Kunden und Stakeholder zu informieren als auch um gesetzliche Vorschriften einzuhalten. Durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind bestimmte Unternehmen verpflichtet, Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen. Dies betrifft alle großen Unternehmen, die zwei der folgenden drei Kriterien erfüllen: eine Bilanzsumme von mindestens 20 Mio. Euro, Nettoumsatzerlöse von mindestens 40 Mio. Euro und mindestens 250 Beschäftigte. KMU ab zehn Angestellten betrifft diese Verpflichtung, sofern sie kapitalmarktorientiert sind. Diese neuen Vorschriften gelten je nach Unternehmensart ab 2024, 2025 oder 2026; kapitalmarktorientierte Unternehmen müssen bereits seit 2017 über den Umsatz der ESG-Kriterien berichten. Durch die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) ist festgelegt, wie ein Nachhaltigkeitsbericht aufgebaut sein sollte und welche Angaben hineingehören. Dies umfasst beispielsweise Informationen zur Lieferkette, etwa im Zusammenhang mit Arbeitsbedingungen, Menschenrechten und Korruption.

Wie funktioniert ESG im Unternehmen?

Die Umsetzung von ESG-Kriterien in Unternehmen und Organisationen, die bisher nicht nachhaltig arbeiten, kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Unternehmen sollten eindeutige Kennzahlen, Rollen und Verantwortlichkeiten für das ESG-Reporting festlegen. Unterstützt werden sie dabei von ESG-Analysten und ESG-Managern, die ihre Nachhaltigkeitsleistung beurteilen und helfen, transparente Berichte zu erstellen sowie Stakeholder über Praktiken und Fortschritte auf dem Laufenden zu halten. Für eine fundierte Analyse ist Expertenwissen in Bereichen wie Nachhaltigkeit, Recht und Wirtschaft vonnöten. 

ESG-Software hilft Unternehmen, alle nötigen Daten rund um an einem zentralen Ort zu verwalten, entsprechende Kennzahlen, Prognosen und Modellierungen zu entwickeln und Maßnahmen und Fortschritte strukturiert zu erfassen. Informationen aus ERP- und Personalverwaltungssystemen, Finanzbuchhaltung und mehr werden für das ESG-Reporting automatisch zusammengeführt, sodass es leichter wird, Berichtspflichten und Standards zu erfüllen.

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Welche Vorteile bieten ESG-Praktiken einem Unternehmen?

Unternehmen, die ESG-Kriterien einhalten, tun damit nicht nur der Welt etwas Gutes, sondern erzielen auch eigene Vorteile: Sie verbessern ihre Reputation und sind häufig wettbewerbsfähiger, können ihre Kundenbindung stärken, die Mitarbeiterfluktuation reduzieren und die Umsätze steigern. Neben der Kundschaft achten schließlich auch viele Arbeitnehmer darauf, dass Unternehmen ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung nachkommen – und ein schlechter ESG-Score kann auf mangelnde Transparenz gegenüber Arbeitnehmern und schlechte Arbeitsbedingungen hinweisen. 

Wie wichtig Verbrauchern das nachhaltige Handeln von Unternehmen ist, zeigt sich in unserer Studie zur Kreislaufwirtschaft. Diese ergab zum Beispiel, dass die große Mehrheit der Befragten lieber Produkte von Unternehmen kaufen, das Kreislaufwirtschaft betreibt, als von einem, das dies nicht tut. 

 Verbrauchermeinung zur Kreislaufwirtschaft in Unternehmen

Viele der zur Einhaltung von ESG-Standards nötigen Veränderungen können sich zudem positiv auf ein Unternehmen auswirken: Wenn Unternehmen ihre Liefer- und Produktionsprozesse überarbeiten, können sie z. B. Möglichkeiten finden, nicht nur Energie, sondern auch Transportkosten zu sparen, und gelebte Inklusion bringt neue Perspektiven ins Unternehmen und verbessert somit oft die Qualität.

Auch im Bereich der Investitionen wird ESG immer wichtiger, da Investoren zunehmend Wert darauf legen, dass Unternehmen sich um Nachhaltigkeit bemühen. Es gibt spezielle ESG-Finanzprodukte wie Investmentfonds, mit denen Anleger in mehrere Unternehmen investieren können, die sich in diesen Bereichen einsetzen. Dazu kommt, dass manche Unternehmen nur Unternehmen als Geschäftspartner akzeptieren, die die ESG-Kriterien einhalten.

Fazit

ESG-Kriterien sollen aufzeigen, wie nachhaltig ein Unternehmen agiert und welchen Beitrag es zur Gesellschaft leistet. Sie bieten den Unternehmen einen Leitfaden zum ökologischen und sozial verantwortlichen Handeln und ihrer Kundschaft, ihren Investoren und ihren Stakeholdern ein Instrument, um Unternehmen zu vergleichen und einzuschätzen.

Das Umsetzen von ESG-Strategien kann Unternehmen anfangs vor einige Herausforderungen stellen: Vereinzelte Nachhaltigkeitskampagnen reichen nicht aus, sondern nachhaltiges Handeln soll umfassend in der Unternehmensstruktur verankert sein – was nicht selten bedeutet, dass Unternehmen einen vollständigen Wandel ihrer Strukturen, Strategien und Prozesse durchlaufen müssen. Gelegentlich wird es nötig, sich von Zulieferern und Geschäftspartnern zu trennen, die selbst nicht ausreichend Wert auf entsprechende Maßnahmen legen. Doch es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen, was ESG-Faktoren sind und wie diese umgesetzt werden können: Langfristig bietet ESG Unternehmen eine Chance, das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitern und Anlegern zu gewinnen, ihre Prozesse neu zu überdenken und zu verbessern und gleichzeitig zu einer lebenswerten Zukunft beizutragen.

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Über den Autor oder die Autorin

Rosalia ist Content Analyst für Software Advice und unterstützt KMU mit Einblicken in IT-Themen und Softwares. Masterabsolventin der HHU Düsseldorf, lebt in Barcelona.

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