Verbraucher shoppen bevorzugt bei Unternehmen, die sich an der Kreislaufwirtschaft beteiligen
Veröffentlicht am 22.9.2022 Geschrieben von Rosalia Mousse.
Verbraucher setzen immer mehr auf Produkte aus der Kreislaufwirtschaft und beteiligen sich auch persönlich an einer nachhaltigen Lebensweise. Wie können Unternehmen davon profitieren? Entdecke die neue Studie von Software Advice zu diesem Thema.
In diesem Artikel
- Für die Mehrheit der Verbraucher ist die Kreislaufwirtschaft ein Begriff
- Verbraucher sehen die Aussicht auf Umsatzsteigerung als Hauptgrund für Unternehmen, in die Kreislaufwirtschaft zu investieren
- 3 von 4 Verbrauchern sehen das Recyceln von Abfällen als effektivste Maßnahme von Unternehmen, die Kreislaufwirtschaft zu fördern
- Was tragen Verbraucher selbst zur Kreislaufwirtschaft bei?
- Was Unternehmen für tun können, um die Kreislaufwirtschaft anzutreiben
Jeder Mensch produziert Abfall. Dieser muss irgendwie verwertet werden. Laut Statista betrug das Aufkommen von Haushaltsabfällen je Einwohner in Deutschland 476 Kilogramm in 2020. Vieles davon landet in der Müllverbrennung oder auf Deponien, obwohl es recycelt und wieder in den Herstellungsprozess eingespeist werden könnte. Die Folgen sind Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung. Das Ziel der Kreislaufwirtschaft, auch Circular Economy genannt, ist, dies zu minimieren. Wie? Indem Materialien intensiv genutzt und so lange wie möglich wiederverwertet werden.
Sind Verbraucher jedoch überhaupt an der Kreislaufwirtschaft interessiert? Kennen sie das Konzept? Sind sie der Meinung, dass Unternehmen genug in Maßnahmen zur Abfallvermeidung investieren? Und wie sehr beteiligen sie sich selbst an der Circular Economy? Dies und mehr ist Thema unserer Circular Economy-Umfrage, in deren Rahmen über 1000 deutsche Konsumenten befragt wurden. Eine Reihe anderer Länder nahmen ebenfalls an der Umfrage teil und erscheinen stellenweise im Text zum Zwecke von Ländervergleichen. Die vollständige Methodik findest du am Ende.
Für die Mehrheit der Verbraucher ist die Kreislaufwirtschaft ein Begriff
Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert.
68 % der Teilnehmer gaben an, dass ihnen das oben genannte Konzept bekannt war, bevor sie die Definition der Kreislaufwirtschaft gelesen haben. 17 % kannten dagegen den Begriff, nicht jedoch das Konzept dahinter, und 15 % kannten weder den Begriff noch das Konzept.
Damit ist die Kenntnis von der Kreislaufwirtschaft unter den Deutschen weiter verbreitet als in Kanada, Australien und der UK, liegt aber hinter Spanien zurück. So gaben 73 % der Spanier an, mit dem Konzept der Circular Economy vertraut zu sein.
Das Gegenteil von Circular Economy ist die Linearwirtschaft. Umgangssprachlich auch unter dem Begriff “Wegwerfwirtschaft” bekannt, beschreibt sie die Nutzung von Produkten für einen bestimmten Zeitrahmen. Nach Ablauf der jeweiligen Produktlebensdauer werden die Gegenstände deponiert oder verbrannt.
Aber: Beschäftigen sich Konsumenten überhaupt damit, ob Unternehmen kreislauforientiert produzieren?
55 % der Befragten sagten, dass sie beim Kauf eines Produkts darauf achten, ob ein Unternehmen die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft anwendet, davon 7 % “immer” und 48 % “manchmal”. 16 % achten dagegen nicht darauf.
Würde es sich aber letztlich auf die Kaufentscheidung der Bevölkerung auswirken, ob Marken in die Circular Economy investieren?
Jeder Zweite würde keine Produkte von Unternehmen kaufen, die nichts zur Förderung einer kreislauforientierten Wirtschaft beitragen
Die Meinungen der Verbraucher hierzu sind gemischt: Zunächst stimmten 27 % der Aussage zu, dass Unternehmen allgemein genug in Maßnahmen zur Abfallvermeidung investieren. 46 % stimmten dagegen “wenig” und 27 % “überhaupt nicht” zu.
Andererseits stimmten 82 % zu, lieber Produkte von einem Unternehmen zu kaufen, das Kreislaufwirtschaft betreibt, als von einem, das dies nicht tut.
Die Mehrheit ging sogar so weit zu sagen: “Ich würde aufhören, Produkte von einem Unternehmen zu kaufen, wenn ich herausfände, dass es nichts zur Förderung einer nachhaltigeren, bzw. kreislauforientierten Wirtschaft beiträgt.” 54 % stimmten der Aussage zu, davon 38 % “etwas” und 16 % “voll und ganz”. Dies mag daran liegen, dass sie glauben, Umweltthemen wie die Einfuhr von Waren oder geplante Obsoleszenz hätten Auswirkungen auf den Verbraucher und sie könnten mit ihrem Konsumverhalten einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Insgesamt sind die meisten Befragten (77 %) nämlich der Ansicht, dass ihr Verhalten und ihre Entscheidungen sich positiv auf die Entwicklung globaler Umweltprobleme auswirken können.
Verbraucher sehen die Aussicht auf Umsatzsteigerung als Hauptgrund für Unternehmen, in die Kreislaufwirtschaft zu investieren
Es gibt viele Gründe, um sich als Unternehmen an der Kreislaufwirtschaft zu beteiligen. Etwa, um sich von der Konkurrenz abzuheben oder um von Staatsinitiativen zu profitieren. Oder einfach, um schonend mit Ressourcen und der Umwelt umzugehen. Wobei sich die diversen Anreize nicht zwangsläufig ausschließen. Schließlich kann ein Unternehmen seinen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft marketingwirksam einsetzen und sich gleichzeitig ehrlich um nachhaltige Produktion und Ressourcenschonung bemühen. Die Verbrauchermeinungen zu etwaigen Ursachen, die Unternehmen zur Beteiligung an der Circular Economy veranlassen könnten, scheinen dies zu reflektieren.
Jeder Zweite (50 %) glaubt, dass Unternehmen in die Kreislaufwirtschaft investieren, um ihre Umsätze durch eine nachhaltige Produktion zu steigern. 49 % der Teilnehmer denken dagegen, Unternehmen ließen sich von der ehrlichen Überzeugung leiten, dass Praktiken der Kreislaufwirtschaft umgesetzt werden sollten. Ein weiterer Grund für eine Investition von Unternehmen in die Circular Economy ist nach Ansicht der Befragten ein sich Abheben von der Konkurrenz (42 %). 40 % nehmen auch an, dass Marketingzwecke wie “Greenwashing” ein Motivationsfaktor sein können.
Für Verbraucher ist es nicht immer einfach, herauszufinden, ob ein Unternehmen wirklich über ein nachhaltiges Geschäftsmodell verfügt oder dies einfach nur behauptet, ohne tatsächlich entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. In dem Fall sehen Verbraucher sich gezwungen, das Unternehmen entweder beim Wort zu nehmen oder nicht. Hier sind die Lager gespalten. So stimmen 49 % der Aussage “Wenn ein Unternehmen angibt, sich für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in seinen Prozessen einzusetzen, glaube ich das” zu, während 51 % dies nicht tun.
Damit liegt Deutschland im Ländervergleich auf Platz eins, was das Ausmaß des Misstrauens betrifft. Alle anderen Länder, die an der Umfrage teilgenommen haben, bringen Unternehmen mehr Vertrauen bei Selbstauskünften entgegen, allen voran Australien. Dort stimmen nur 32 % der Aussage nicht zu.
Eine bessere Kommunikation kann gegenüber dem Misstrauen der Konsumenten Abhilfe schaffen. 82 % der Befragten würden gerne besser und transparenter darüber informiert werden, wie stark sich Unternehmen um mehr Nachhaltigkeit bemühen.
3 von 4 Verbrauchern sehen das Recyceln von Abfällen als effektivste Maßnahme von Unternehmen, die Kreislaufwirtschaft zu fördern
Im Jahr 2012 trat das Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung – kurz KrWG – in Kraft und regelt auf Bundesebene zentrale Fragen des Abfallrechts. Im Oktober 2020 wurde es novelliert, um die Kreislaufwirtschaft durch Vermeidung von Abfällen sowie deren verstärktes Recycling zu fördern.
Um ihren Pflichten aus dem Kreislaufwirtschaftsgesetz gerecht zu werden, sollen Unternehmen Konzepte erarbeiten, wie sich Produkte im Sinne des KrWG behandeln, aufbewahren, transportieren und gegebenenfalls weiterverwerten lassen.
Wir haben unsere Teilnehmer gefragt, was ihrer Ansicht nach die lobenswertesten oder effektivsten Maßnahmen sind, mit denen ein Unternehmen die Kreislaufwirtschaft fördern kann. 75 % nannten das Recycling von Abfällen, dicht gefolgt von der Herstellung von Produkten mit einer längeren Lebensdauer (70 %) sowie Produkte zu erneuern (69 %).
Wenn es darum geht, ganze Branchen danach zu bewerten, wie sehr sie sich um Teilhabe in der Kreislaufwirtschaft bemühen, schneidet die Textilbranche am besten ab. Auf die Frage, welche Branchen die Kreislaufwirtschaft ihrer Wahrnehmung nach am stärksten oder am wenigsten stark umsetzen, fanden 43 %, dass die Circular Economy in der Textilindustrie “etwas umgesetzt” und 11 %, dass sie “stark umgesetzt” wird. Am schlechtesten fällt das Urteil für die Chemieindustrie aus. So finden 48 %, dass die Kreislaufwirtschaft dort “wenig” und 26 %, dass sie “gar nicht umgesetzt” wird. Die Meinungen der Verbraucher wurden insgesamt zu den folgenden Branchen abgefragt: Automobil, Bauwesen, Textilien, Lebensmittel, Technologie, Chemikalien, Elektronik und Möbel.
Was tragen Verbraucher selbst zur Kreislaufwirtschaft bei?
Die Verantwortung für eine Ressourcenschonung und eine insgesamt nachhaltigere Gesellschaft liegt indes nicht nur bei den Unternehmen. Pfandflaschen abgeben, Müll recyceln, Plastikverbrauch reduzieren: Jeder kennt Tipps und Tricks, um ökologischer zu leben. Wir haben uns gefragt, was Verbraucher in ihrem privaten Umfeld tun, um die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen.
Das Ergebnis: Am häufigsten trennen Verbraucher ihren Müll und recyceln. So gaben 86 % an, ihren Müll “häufig” zu trennen und zu recyceln. 10 % tun dies dagegen “manchmal”, 3 % “fast nie” und 1 % “nie”. Auf Platz zwei landet die mehrmalige Nutzung von Tüten für den Einkauf. 82 % erklärten, “häufig” mit wiederverwendbaren Tüten in den Supermarkt zu gehen. Darauf folgt, Elektronikgeräte bei ausgewiesenen Recyclingstellen zu entsorgen. Dies tun nach eigener Angabe 58 % der Befragten “häufig”.
Dagegen ist die Teilnahme an Rückkaufprogrammen – z.B. von gebrauchten Möbeln – eine Möglichkeit, die noch am wenigsten genutzt wird. 42 % berichten, “nie” an solchen Programmen teilzunehmen, und 25 % “fast nie”.
Mehr als die Hälfte (60 %) der Befragten wären zudem bereit, mehr für ein Produkt zu bezahlen, das mit Methoden der Kreislaufwirtschaft hergestellt wurde. Davon würden die meisten (51 %) zwischen 10 und 20 % mehr zahlen, 40 % weniger als 10 % und 5 % zwischen 21 und 30 %.
Was Unternehmen für tun können, um die Kreislaufwirtschaft anzutreiben
Wie oben erwähnt, widersprechen insgesamt 73 % der Verbraucher der Aussage, dass Unternehmen allgemein genug in Maßnahmen zur Abfallvermeidung investieren. Auf der anderen Seite scheint die Kreislaufwirtschaft im Leben der Deutschen einen hohen Stellenwert zu genießen, mit einer Recyclingquote von mehr als 85 % in Privathaushalten.
Dabei gibt es eine Menge Möglichkeiten für Unternehmen, die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen:
- ESG-Software: ESG-Software hilft Unternehmen beim Management der drei auf Nachhaltigkeit bezogenen Verantwortungsbereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environment, Social & Governance)
- Enterprise Resource Planning-Systeme (ERP): Mit ERP-Tools lassen sich alle Abteilungen und Funktionen eines Unternehmens in einem einzigen System abbilden. Unternehmen können mithilfe der Software Produktionen besser planen, indem beispielsweise Überproduktion vermieden wird. Auch die Optimierung von Bereichen wie der Logistik und Distribution, womit Ressourcen geschont werden können, werden mit ERP-Systemen abgewickelt.
- EHS-Software: EHS steht für Umwelt, Gesundheit und Arbeitsschutz (Environment, Health & Safety). Unternehmen nutzen EHS-Software, um Gesetze und Richtlinien im Sinne des Umwelt- und Arbeitsschutzes einzuhalten.
- Product Lifecycle Management Software (PLM): PLM-Software umfasst alle Prozesse, die zum Entwickeln, Herstellen, Bereitstellen und Warten von Produkten erforderlich sind. Dies ermöglicht Herstellern, einzelne Prozesse zu optimieren und so den Lebenszyklus eines Produkts zu verlängern.
Wie wir in der Umfrage gesehen haben, ist die Beteiligung an der Kreislaufwirtschaft der deutschen Bevölkerung ein wichtiges Anliegen. Unternehmen können somit nicht nur die Umwelt schonen und intelligenter produzieren, sondern nebenbei auch noch ihr Image aufbessern.
Methodologie:
Um die Daten für diese Studie zu erheben, hat Software Advice von Juli bis August 2022 eine Online-Umfrage durchgeführt. Als Teilnehmer wurden insgesamt 6.295 Personen zum Thema Kreislaufwirtschaft befragt, 1010 davon in Deutschland, 1014 in Australien, 1006 in Kanada, 1009 in Spanien, 1010 in Frankreich und 1027 in der UK.
Weitere Auswahlkriterien für die deutschen Teilnehmer waren:
- Mindestalter von 18 Jahren
- Wohnhaft in Deutschland
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