Was ist EAP (Employee Assistance Program) und warum du eins brauchst?
Veröffentlicht am 9.8.2023 Geschrieben von Ines Bahr und Sierra Rogers.
EAPs sind laut Gartner die am häufigsten angebotenen Unterstützungsprogramme für das mentale und emotionale Wohlbefinden der Mitarbeitenden in Unternehmen. [1] Wenn dein Unternehmen bisher über kein solches Programm verfügt und du dich fragst: „Was ist EAP überhaupt und brauche ich das?“, können wir die zweite Frage schon mal eindeutig beantworten: Ja, definitiv!
In diesem Artikel
In diesem Artikel geben wir Antworten auf die Fragen: Was ist EAP, was bedeutet EAP genau und was solltest du darüber wissen, wenn du in der Personalleitung tätig bist und mit einem Employee Assistance Program das Mitarbeitererlebnis in deinem Unternehmen verbessern möchtest. Auf Basis verschiedener Studienergebnisse von Gartner zeigen wir auf, welche Arten von EAP es gibt, welche Vorteile sie bieten und was du bei der Einführung beachten solltest.
Was ist EAP bzw. ein Employee Assistance Program?
EAPs sind Mitarbeiterunterstützungsprogramme, die Angestellten dabei helfen, persönliche oder arbeitsbezogene Probleme zu bewältigen. Gartner definiert EAPs in seinem Glossar folgendermaßen: [2]
„EAPs unterstützen Angestellte bei unterschiedlichen Problemen wie Substanzmissbrauch, seelischen Belastungen, bedeutenden Lebensereignissen (z. B. Geburten, Unfälle oder Todesfälle), Stress am Arbeitsplatz, finanziellen oder gesundheitlichen Sorgen und familiären Problemen oder Beziehungsproblemen.“
Welche Vorteile bringt ein Employee Assistance Program (EAP)?
Software Advice hat in der Work Friction Survey* mehr als 900 Angestellte in den USA gefragt, ob sie der folgenden Aussage zustimmen: „Unterstützung im Bereich der psychischen Gesundheit wird allen Angestellten im gleichen Maße angeboten wie Unterstützung im Bereich der körperlichen Gesundheit.“ 41 % der Befragten haben dieser Aussage mindestens teilweise widersprochen.
EAPs konzentrieren sich vor allem darauf, Arbeitskräfte in Situationen zu unterstützen, die sie emotional und psychisch belasten.
Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass hier in vielen Unternehmen ein Mangel besteht. Die Situation in Deutschland dürfte ähnlich sein: Auch hier gaben in einer Studie mehr als die Hälfte der Befragten an, dass es in ihrem Unternehmen keine konkreten Angebote zum Erhalt der psychischen Gesundheit gebe. [3] Ein Employee Assistance Program wäre also in vielen Unternehmen ein großer Gewinn.
EAPs bieten vor allem drei große Vorteile:
Besseres Stressmanagement
Eine weitere Umfrage von Software Advice** ergab, dass ein großer Teil der Angestellten von den Veränderungen an ihrem Arbeitsplatz überfordert sind:
Von den Personen, die durch die Veränderungen erschöpft sind, sagen ganze 83 %, dass sie von ihrem Arbeitgeber nicht genügend Werkzeuge oder Ressourcen an die Hand bekommen haben, um sich an die neue Situation anzupassen.
Hier können EAPs Abhilfe schaffen, indem sie Zugang zu vertraulicher Unterstützung bei Problemen innerhalb und außerhalb des Arbeitsplatzes bieten. Außerdem bieten sie Angestellten Stressbewältigungstaktiken, mit denen sie einem Burnout zusätzlich entgegenwirken können.
Geringere Fehlzeiten
Wenn Angestellte ungewöhnlich oft ungeplant nicht zur Arbeit erscheinen können, liegt der Grund oft in persönlichen Problemen, Konflikten am Arbeitsplatz oder Burnout. Ein Employee Assistance Program kann helfen, Lösungen für diese Probleme zu schaffen.
Das JAMA Network hat in einer kürzlich veröffentlichten Studie den Zusammenhang zwischen Suchtproblemen, insbesondere Alkoholabhängigkeit, und Fehlzeiten am Arbeitsplatz untersucht. [4] Die Zahl der Fehltage war bei alkoholabhängigen Personen statistisch gesehen höher.
Substanzabhängigkeiten gehören zu den Bereichen, in denen viele EAPs Unterstützung bieten. [5]Unternehmen, die ein Employee Assistance Program anbieten, helfen damit also nicht nur den Mitarbeitenden, sondern können auch die Abwesenheitsquoten senken.
Höhere Mitarbeiterproduktivität
Produktivitätsverluste entstehen meist, wenn Mitarbeitende abwesend sind oder zwar zur Arbeit erscheinen, aber nicht auf ihrem normalen Produktivitätsniveau arbeiten.
Beides sind zwei Seiten derselben Medaille, da sie durch die gleichen Umstände verursacht werden. Angestellte, die unter privaten Problemen oder Stress am Arbeitsplatz leiden, können entscheiden, sich krankschreiben zu lassen, oder sie kommen zur Arbeit und erzielen nicht ihre gewohnte Leistung, weil es ihnen nicht gut geht oder sie abgelenkt sind.
EAP-Services helfen Angestellten in schwierigen Situationen etwa mit Finanzcoachings oder Konfliktlösungstrainings, sodass sie zukünftig besser mit ähnlichen Situationen umgehen können. Dies macht erwiesenermaßen auch für das Unternehmen einen Unterschied: Gartner gibt an, dass das Vorhandensein von Angeboten für das mentale und emotionale Wohlbefinden das Mitarbeiterengagement um etwa 3,4 % steigert. [1]
Was ist EAP und welche Arten von EAP gibt es?
Heutzutage haben Unternehmen die Wahl zwischen den unterschiedlichsten EAPs. Die Society for Human Resources Management zählt in ihrem Toolkit „Managing Employee Assistance Programs“ mindestens sieben verschiedene Modelle auf [6]. Die vier häufigsten Arten sind die folgenden:
Interne Employee Assistance-Programme
Interne, von der Unternehmensleitung angebotene EAPs gibt es vor allem in Großunternehmen. Dabei stellen Unternehmen ein Team von EAP-Fachleuten ein, die vor Ort mit den Angestellten arbeiten. Daher gehören interne EAPs zu den teuersten Optionen.
SOFTWARE-TIPP
Wenn du über ein internes EAP nachdenkst, könnten die Tools aus unserem Softwareverzeichnis für Corporate Wellness-Software interessant für dich sein. Diese Plattformen helfen Unternehmen bei der Verwaltung verschiedener Programme für ihre Angestellten und dabei, diese bekannt zu machen und die Teilnahme zu verfolgen.
Externe Programme
Externe EAPs können als Vertrag mit festen Gebühren oder Vertrag mit Einzelleistungsvergütung abgeschlossen werden.
- Vertrag mit festen Gebühren: In diesem Fall beauftragen Unternehmen verschiedene Dienstleister, die Beratungen, Schulungen und mehr anbieten. Die Kosten sind abhängig von der Zahl der Angestellten, unabhängig davon, ob sie die Leistungen in Anspruch nehmen.
- Vertrag mit Einzelleistungsvergütung: In diesem Fall zahlen Unternehmen nur dann, wenn Angestellte die Leistungen in Anspruch nehmen.
Peer Assistance Programs
Peer Assistance Programs (PAPs) sind betriebsinterne, von Mitarbeitenden geleitete Unterstützungsprogramme, die vom Unternehmen oder einer Gewerkschaft finanziert werden. Sie werden seltener genutzt als die anderen Modelle, da die Mitarbeitenden umfassende Schulungs- oder Weiterbildungsprogramme durchlaufen müssen, bevor sie anderen Mitarbeitenden Beratungen anbieten können.
So findest du heraus, welches EAP-Modell für dein Unternehmen geeignet ist
Die folgenden Fragen können dir bei der EAP-Wahl weiterhelfen:
- Arbeitet dein Unternehmen bereits mit einem Gesundheitsdienstleister zusammen, der EAP-Dienste anbietet?
- Gehört ein großer Teil deiner Belegschaft einer Gewerkschaft an, die Beratungsangebote bietet?
- Gehören einige deiner Angestellten einem EAP-Verband an?
- Was ist dein Budget für ein EAP?
- Ist es dir wichtig, ein speziell auf deine Branche bezogenes EAP zu finden?
- Wie schnell möchtest du das EAP anbieten können?
Was kostet ein Employee Assistance Programm?
Die typischen Kosten für ein EAP liegen zwischen zwei und fünf Euro pro Mitarbeiter und Monat. [7].
Die genauen Kosten hängen dabei von den folgenden Faktoren ab:
- Zahl der Angestellten
- Zahl der angebotenen Leistungen
- Nutzungshäufigkeit (je nach Wahl einer Pauschalgebühr oder Gebühr pro Nutzung)
- Preisniveau des gewählten EAP-Anbieters
Was sollte man beim Vergleich von EAP-Anbietern beachten?
Unternehmen, die möglichst schnell ein EAP einführen wollen, sind mit externen Anbietern am besten beraten. Bei der Wahl solltest du Folgendes beachten:
Ja, du brauchst ein EAP: So geht es weiter
Aus den Untersuchungen von Gartner zu den wichtigsten Angeboten für die psychische und emotionale Gesundheit ging deutlich hervor: [1]
„EAPs sind notwendig, vor allem für Mitarbeitende, die eine intensivere Unterstützung benötigen – auch wenn nicht jede Person in eine kritische Situation gelangt, in der sie sie braucht.“
Das Fazit: EAPs sind unverzichtbar. Allerdings gab in unserer Work Friction Survey*die Mehrzahl der Befragten (67 %) an, dass ihre Arbeitgeber kein EAP anboten oder sie sich nicht sicher waren.
Dein Unternehmen hat noch kein EAP? So erhältst du die Zustimmung der Personalleitung:
- Analysiere eure aktuellen Angebote im Bereich der psychischen Gesundheit: Überlege, welche Unterstützung ihr aktuell anbietet (wenn überhaupt), und finde heraus, wie viele Personen diese Angebote aktuell nutzen.
- Analysiere das Engagement und die Produktivität der Mitarbeitenden: Wenn du eine Software zur Analyse von Mitarbeiterengagement oder Produktivität nutzt, erstelle einen Bericht zur aktuellen Situation in deiner Belegschaft. So kannst du nach der Investition in ein EAP die potenziellen Verbesserungen quantifizieren.
- Stelle eine Liste von möglichen EAP-Modellen und Anbietern zusammen: Finde mithilfe der obigen Überlegungen heraus, welches EAP-Modell für dich am besten passt. Stelle eine Liste passender Anbieter zusammen und präsentiere sie zusammen mit den Erkenntnissen aus den vorigen beiden Schritten der Personalleitung.
Quellen
- Mental and Emotional Well-Being Offerings That Matter Most in 2021, Gartner
- „Psychische Gesundheit: Unternehmen sollten mehr unterstützen“, Personalwirtschaft
- Definition of Employee Assistance Program (EAP), Gartner Human Resources Glossary
- Association Between Workplace Absenteeism and Alcohol Use Disorder From the National Survey on Drug Use and Health, 2015-2019, JAMA Network
- Employee Assistance Program (EAPs) & Substance Abuse Services, American Addiction Centers
- Managing Employee Assistance Programs, SHRM
- „Unterstützung ausgelagert“, Magazin Mitbestimmung, Hans Böckler Stiftung
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Methodik der Umfrage
* Die Work Friction Survey 2023 von Software Advice wurde im Februar 2023 unter 902 Befragten durchgeführt, um mehr darüber zu erfahren, welche Arten von Mitarbeitern wie häufig außerhalb der formalen Arbeitsprozesse tätig sind. Alle Befragten haben in den USA in einem Unternehmen mit mindestens zwei Angestellten gearbeitet.
** Die Software Advice Change Fatigue Survey 2022 wurde im März 2022 unter 970 Angestellten in den USA durchgeführt, die nach Alter, ethnischem Hintergrund und Geschlecht repräsentativ für den Arbeitsmarkt in den USA waren. Die Befragten mussten seit Beginn der COVID-19-Pandemie beim selben Arbeitgeber beschäftigt sein. Das Ziel der Umfrage bestand darin, herauszufinden, wie die Beschäftigten auf die Veränderungen an ihrem Arbeitsplatz während der Pandemie reagiert haben.
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