Herausforderungen und Trends im Supply-Chain-Management 2024
Veröffentlicht am 17.4.2024 Geschrieben von Rosalia Mousse.
Vor welchen Schwierigkeiten steht die Lieferkette in diesem Jahr? Wie können sich Unternehmen darauf vorbereiten? Diesen Fragen widmet sich die neue Software Advice-Studie zu den Herausforderungen des Supply-Chain-Management.
In diesem Artikel
- Cybersicherheit und KI oberste Priorität in der Supply-Chain in 2024
- Personalmangel als zentrale Herausforderung für die Supply-Chain
- Nachhaltigkeit in der Lieferkette ein wichtiges Anliegen: 67 % wollen in 2024 in Nachhaltigkeitsmaßnahmen investieren
- Herausforderungen im Supply-Chain-Management: Resümee
Die Lieferkette steht derzeit vor einer Reihe von komplexen Herausforderungen: Neben Ereignissen wie Inflation, geopolitischen Konflikten und Streiks kommen nun auch neue gesetzliche Anforderungen im Rahmen des europäischen Lieferketten-Sorgfaltspflichtgesetzes (LkSG) auf das Lieferkettenmanagement zu. Die vom Gesetz betroffenen Unternehmen (seit 2024 Organisationen mit mehr als 1000 Mitarbeitern) müssen dafür Sorge tragen, dass in ihren Lieferketten die Menschenrechte und Umweltstandards eingehalten werden. Um das zu erreichen, sind die Unternehmen unter anderem dazu verpflichtet, ein angemessenes Risikomanagementsystem zur Einhaltung der Sorgfaltspflichten in der gesamten Lieferkette einzurichten, eine Risikoanalyse durchführen sowie eine betriebsinterne Zuständigkeit (Menschenrechtsbeauftragte) festzulegen.
Alles oben Genannte erhöht den Druck, Prozesse ständig zu optimieren, die Resilienz der Lieferkette zu erhöhen, immer effizienter und gleichzeitig immer nachhaltiger zu werden.
Ziel dieser im Februar 2024 durchgeführten Studie von Software Advice war es, etwas über die Herausforderungen und Zukunftspläne von Unternehmen für ihre Lieferketten zu erfahren, um Führungskräften einen Einblick in die Trends zu verschaffen, die in 2024 einen großen Einfluss haben werden. Bei der Analyse der Ergebnisse kristallisierten sich drei Herausforderungen im Supply-Chain-Management deutlich heraus, die deutsche Unternehmen in diesem Jahr beschäftigen: Der Einsatz von Technologie in der Lieferkette, der Personalmangel und Nachhaltigkeit.
Die vollständige Auswahlmethodik für diese Studie befindet sich am Ende des Artikels.
Cybersicherheit und KI oberste Priorität in der Supply-Chain in 2024
Angesichts der eingangs erwähnten Herausforderungen der Lieferkette wird Technologie für Unternehmen immer wichtiger, um sich im Wettbewerb zu behaupten und mit den Anforderungen Schritt zu halten.
In 2024 geht es vor allem um zwei Technologien, die die Befragten für den Erfolg ihres Unternehmens als am wichtigsten erachten und in die sie in diesem Jahr entweder weiter investieren wollen oder zu investieren beginnen. An erster Stelle steht die Cybersicherheit (48 %), gefolgt von der künstlichen Intelligenz (KI) (43 %).
64 % befürchten, dass eine Cybersicherheitsbedrohung ihre Lieferkette in 2024 behindern könnte
Dass die Cybersicherheit Priorität hat, leuchtet ein, denn Cyberangriffe haben im Zeitalter der Digitalisierung zugenommen und gehören zu den größten Bedrohungen für Unternehmen. So berichten 43 % der Studienteilnehmer, dass ihr Unternehmen in den letzten 12 Monaten entweder einmal oder mehrmals Probleme oder Geschäftsunterbrechungen durch einen Cyberangriff erlebt hat. Dementsprechend ist es kaum verwunderlich, dass 64 % besorgt sind, dass eine Cybersicherheitsbedrohung wie Datendiebstahl oder Schadsoftware ihren Lieferkettenbetrieb in 2024 beeinträchtigen könnte.
Bevor ein Unternehmen in andere Technologiebereiche investiert, ist es daher sinnvoll, sich zuerst um den Schutz der bestehenden Infrastruktur zu kümmern, um Cyberangriffe zu verhindern.
Diese zwei Softwarekategorien unterstützen Unternehmen dabei, eine solide Cybersicherheit für ihre Lieferkette aufzubauen:
- IT Asset Management Software: Ein Grundproblem aller Cyberbedrohungen ist, nicht zu wissen, welche Softwarelösungen im Unternehmen aktuell eingesetzt werden, und was alles mit geeigneten Cybersicherheitslösungen geschützt werden muss. Um den Überblick über die einzelnen Programme und die jeweilige Zuständigkeit zu behalten, hilft eine IT Asset Management-Software (ITAM). Sie ermöglicht ein unternehmensweites Inventar- und Lebenszyklusmanagement von Software- und Hardware-Assets.
- Threat-Intelligence-Platform: Threat-Intelligence-Software ermöglicht es Organisationen, ihre Sicherheitsstandards auf dem neuesten Stand zu halten, indem sie die Bedrohungslandschaft nahezu in Echtzeit überblicken und neue Formen der Malware sofort identifizieren und bekämpfen.
Künstliche Intelligenz in der Supply-Chain: Datenanalyse und mehr
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Supply-Chain zu revolutionieren und kommt vor allem bei der Analyse großer Datenmengen zum Einsatz, aus der sich Handlungsempfehlungen ableiten lassen, wie zum Beispiel für die Vorhersage der Nachfrage, die Bestandsverwaltung, Qualitätssicherung und das Risikomanagement. Zwei dieser Beispiele, die sich auf zwei Schlüsselbereiche innerhalb der Lieferkette beziehen, schauen wir uns jetzt näher an:
Nachfragevorhersage: KI-Tools können mithilfe von maschinellem Lernen zuverlässige Nachfrageprognosen treffen, indem sie riesige Datensätze strukturieren, saisonale Schwankungen und andere Abweichungen berücksichtigen und in der Lage sind, Muster in den Datenmengen zu erkennen. So lassen sich genauere Vorhersagen über die kommende Nachfrage nach Produkten treffen als mit herkömmlichen Methoden und sowohl Unter- als auch Überproduktionen minimieren.
Bestandsverwaltung: Auch das Bestandsmanagement innerhalb der Lieferkette profitiert vom Einsatz der KI. Während konventionelle Bestandsmanagementsysteme oft auf statischen Modellen beruhen, kann die KI Lagerbestände auf der Grundlage von Echtzeitdaten dynamisch anpassen und so Überbestände oder Engpässe vermeiden.
Während KI die Supply-Chain deutlich unterstützen kann, bleibt die Branche natürlich weiterhin auf zuverlässige Fachkräfte angewiesen. Dies führt uns zur nächsten großen Herausforderung im Supply-Chain-Mangement: der Verfügbarkeit von Arbeitskräften.
Personalmangel als zentrale Herausforderung für die Supply-Chain
Personalmangel ist ein Dauerthema in der deutschen Wirtschaft, von dem die Logistikbranche in besonderem Maße betroffen ist. Ob es sich um Lagerarbeiter, Fahrer oder um Fachkräfte in den Bereichen Management, IT oder Personal handelt - überall herrscht Unterbesetzung.
Ein möglicher Grund dafür ist der Aufschwung des E-Commerce, der zu einer erhöhten Nachfrage nach Mitarbeitern im Supply-Chain-Sektor geführt hat. So ist der Umsatz im B2C-Onlinehandel allein in Deutschland von 1,1 Milliarden Euro in 1999 bis 84,5 Milliarden Euro in 2022 kontinuierlich gestiegen. Damit hat die Warenmenge, die Kunden zugestellt werden muss, ebenfalls zugenommen, wofür mehr Mitarbeiter benötigt werden.
Der Logistik-Sektor ist am stärksten vom Personalmangel betroffen
Wie herausfordernd das Personalmanagement in der Supply-Chain-Branche ist, zeigen die Ergebnisse unserer Studie: So berichteten 72 % der Befragten, dass es in den letzten zwei Jahren im Vergleich zu den Vorjahren schwieriger war, Personal speziell für den Lieferkettenbereich zu gewinnen oder zu halten. Der am stärksten betroffene Teilbereich ist dabei die Logistik (42 %), gefolgt von der Produktion/Herstellung (29 %) und Einkauf/Beschaffung (27 %).
Auch die Zukunftsprognose sieht den Teilnehmern zufolge nicht rosig aus: Die Verfügbarkeit von fähigen Arbeitskräften stellt für 31 % die größte Sorge im Bereich der Lieferkette in 2024 dar, die nur von der Sorge um die Inflation (39 %) übertroffen wird.
Diese Sorge ist berechtigt, bedenkt man, wie erheblich die potenziellen Auswirkungen des Personalmangels ausfallen können. Unmittelbar können Lieferanforderungen nicht erfüllt werden, Sendungen verzögern sich und es kommt zu Produktknappheit. Langfristig können sie das Unternehmenswachstum einschränken, da ein Mangel an Mitarbeitern, die einen bestimmten Bedarf decken, unweigerlich zu verpassten Wachstumschancen führt.
So können Arbeitgeber ihre Lieferketten-Mitarbeiter langfristig binden
Der Schlüssel, um als Unternehmen in diesem Kampf um Talent nicht nur zu überleben, sondern zu gedeihen, liegt in der langfristigen Bindung seiner Mitarbeiter. Vorneweg sei gesagt, dass eine wettbewerbsfähige Vergütung und angemessene Arbeitsbedingungen bei Überlegungen zur langfristigen Mitarbeiterbindung zweifellos immer im Vordergrund stehen sollten. Darüber hinaus können Arbeitgeber jedoch weitere Schritte unternehmen, um die Zufriedenheit ihrer Angestellten zu erhöhen und so eine hohe Mitarbeiterfluktuation zu vermeiden.
Eine Möglichkeit besteht darin, die Mitarbeiter in ihrer Arbeit zu entlasten. Dafür kommen Programme für robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA) in Frage. Sie helfen Unternehmen, Prozesse zu automatisieren und zu optimieren, um alltägliche, sich wiederholende und arbeitsintensive Aufgaben zu reduzieren. Dadurch kann Zeit gewonnen werden, die die Mitarbeiter für komplexere oder interessantere Aufgaben nutzen können, was wiederum zu einer höheren Produktivität führen kann.
Eine weitere Möglichkeit ist, das Engagement der Angestellten für das Unternehmen zu messen und zu erhöhen. Dafür eignen sich unter anderem Mitarbeiterumfragen, Gamification-Tools, Analysen der Stimmung im Team und Anwendungen, die die Kommunikation optimieren, und die in Softwarelösungen für das Mitarbeiterengagement enthalten sind.
Die dritte große Herausforderung in der Supply-Chain für 2024 betrifft die Nachhaltigkeit in der Lieferkette.
Nachhaltigkeit in der Lieferkette ein wichtiges Anliegen: 67 % wollen in 2024 in Nachhaltigkeitsmaßnahmen investieren
Auf die Supply-Chain bezogen meint Nachhaltigkeit alle Schritte, die Organisationen umsetzen können, um die Umweltauswirkungen auf Prozesse wie die Beschaffung, Bestandsverwaltung, Vertrieb, Lagerhaltung, Transport, Verpackung und Risikomanagement zu reduzieren.
Nachhaltigkeitsbemühungen gehören bereits seit Jahren zu den wichtigen Programmpunkten für Unternehmen jeder Größe und werden im Rahmen eines ESG-Reporting (ESG: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) zudem zunehmend gesetzlich reguliert.
Einhaltung von ESG-Standards als erster Schritt für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen:
Mit der Pflicht zur ESG-Berichterstattung empfiehlt sich die Verwendung einer ESG-Software für Unternehmen. Sie unterstützt Organisationen bei der automatisierten Datenerfassung und beim Verwalten von Berichts-Frameworks für Initiativen im ESG-Bereich. Die Software hilft Unternehmen dabei, KPIs zu entwickeln und zu überwachen, den Fortschritt von ESG-Initiativen zu verfolgen, Umweltmetriken zu messen und Offenlegungsberichte zu vereinfachen.
Neben den gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine ressourcenschonende Wirtschaftsweise gibt es natürlich zahlreiche weitere Gründe, die für Nachhaltigkeit in der Lieferkette sprechen, nicht zuletzt die positive Auswirkung auf die Kapitalrendite (ROI). Dazu zählen zum Beispiel Kraftstoffeinsparungen oder der Einsatz von digitalen Tools für eine optimierte Bestandsverwaltung und Routenplanung.
Ein weiterer Grund für nachhaltige Lieferketten ist das zunehmende Bewusstsein der Verbraucher für einen umweltbewussten Lebensstil. So ergab unsere Umfrage zur Kreislaufwirtschaft, dass 54 % der Deutschen aufhören würden, Produkte von einem Unternehmen zu kaufen, das nichts zur Förderung einer nachhaltigen kreislauforientierten Wirtschaft beiträgt.
Insofern ist nicht überraschend, dass die Nachhaltigkeit auch in Zukunft ein wichtiger Trend in der Lieferkettenbranche sein wird. Mit 67 % will die Mehrheit der Befragten in 2024 ihre Investitionen in Nachhaltigkeitsmaßnahmen entweder fortsetzen oder damit beginnen.
Ein erster Schritt zu mehr Nachhaltigkeit kann darin bestehen, zu Lieferanten zu wechseln, die näher am eigenen Standort angesiedelt sind. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen scheinen in dieser Hinsicht bereits gut aufgestellt zu sein, denn 50 % der Befragten gaben an, dass die meisten ihrer derzeitigen Zulieferer in ihrem Land ansässig oder nicht weit davon entfernt sind, und 19 % erklärten, dass dies bei all ihren aktuellen Zulieferern der Fall sei.
Darüber hinaus planen jedoch 23 % für 2024, dass alle ihre Zulieferer in Deutschland oder im benachbarten Ausland ansässig sein sollen.
Herausforderungen im Supply-Chain-Management: Resümee
Das Supply-Chain-Management entwickelt sich ständig weiter und steht vor verschiedenen Herausforderungen, die manchmal globale Ursachen mit lokalen Auswirkungen haben. Ob es darum geht, Mitarbeiter zu gewinnen oder zu halten oder Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen: KMU, die von der Lieferkette abhängig sind, sollten nach Tools Ausschau halten, die ihnen helfen, einige dieser Herausforderungen zu bewältigen.
In diesem Sinne sollten Supply-Chain-Management-Spezialisten ein Auge auf Tools haben, die den Umgang mit Datenanalyse, Datenintegrität, Automatisierung sowie das Wohlbefinden und die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter verbessern.
Methodik:
Die Umfrage „Supply-Chain-Pläne 2024” von Software Advice wurde im Februar 2024 online unter 1.100 Befragten in den USA (n=300), Großbritannien (n=200), Frankreich (n=200), Deutschland (n=200) und Australien (n=200) durchgeführt. Ziel der Studie war es, etwas über die Herausforderungen und Pläne von Lieferketten zu erfahren. Die Befragten wurden daraufhin überprüft, ob sie als Fachleute für Lieferketten oder Logistik in einem kleinen bis mittleren Unternehmen (< 500 Mio. EUR Jahresumsatz, < 1.000 Beschäftigte) arbeiten. Weitere Auswahlkriterien waren:
- Zwischen 18 und 65 Jahren
- Sind in Vollzeit angestellt
- Sind in Deutschland ansässig
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