Generation Digital Natives und ihre Erwartungen an den digitalen Arbeitsplatz
Veröffentlicht am 18.1.2024 Geschrieben von Rosalia Mousse.
Schafft die Digitalisierung eine Kluft zwischen den Generationen der Digital Natives und Digital Immigrants? Hier erfährst du, wie Arbeitnehmer verschiedener Altersgruppen den digitalen Arbeitsplatz finden und wie sie die Zukunft der Arbeitswelt mit digitalen Tools einschätzen.
In diesem Artikel
Die Digitalisierung ist allgegenwärtig und schon lange kein neues Phänomen mehr - ob privat oder beruflich. Gartner zufolge (Beitrag in Englisch) ermöglicht der digitale Arbeitsplatz neue, effektivere Arbeitsmethoden und erhöht das Engagement sowie die Flexibilität der Mitarbeiter.
Ob Arbeitnehmer die Digitalisierung ihrer Arbeitswelt auch so positiv einschätzen? Vielleicht handelt es sich um eine Generationenfrage. Jüngeren Jahrgängen wird oft zugeschrieben, dass sie besser mit Technologie umgehen können als ältere Erwachsene. Immerhin sind sie mit dem Internet und digitalen Tools im Allgemeinen aufgewachsen und werden deswegen auch Digital Natives genannt. Dies umfasst Generation Y, bzw. Millennials (geb. 1980 – 1994), sowie Generation Z (geb. 1995 oder später). Ältere Kohorten dagegen mussten sich den Umgang mit den im Zuge der Digitalisierung entwickelten Technologien im Erwachsenenalter aneignen. Sie werden deshalb auch Digital Immigrants genannt. Dies schließt die Jahrgänge der Babyboomer (geb. 1946 – 1964) und Generation X (geb. 1965 – 1979) ein.
Wie Arbeitnehmer den digitalen Arbeitsplatz finden, ob es gravierende Unterschiede zwischen den Generationen der Digital Natives und der Digital Immigrants gibt, und wie die verschiedenen Generationen die Zukunft der Arbeitswelt mit digitalen Tools einschätzen, beantworten wir in diesem zweiten Teil unserer neuen Studie. Im ersten Teil fanden wir unter anderem heraus, dass Digital Natives ein größeres Interesse an neuen Technologien haben als ihre älteren Kollegen, aber dass sie sich gleichzeitig mehr Schulungen zu digitalen Tools von ihrem Arbeitgeber wünschen als Digital Immigrants.
Für diese Studie befragten wir rund 1000 Angestellte, die zur Erledigung ihrer täglichen Aufgaben einen Computer benutzen. Die vollständige Methodik findest du am Ende.
Vor- und Nachteile von digitalen Tools am Arbeitsplatz
Kostenersparnis, schnelle Datengenerierung, Prozessoptimierung: Digitales Arbeiten bringt Unternehmen viele Vorteile. Demgegenüber zählen die Gefahren für die Cybersicherheit und ein verstärkter Wettbewerb zu den Herausforderungen der Digitalisierung, mit denen Arbeitgeber sich auseinandersetzen müssen.
Wie nehmen dagegen Arbeitnehmer, insbesondere Digital Natives, ihre digitale Arbeitswelt wahr? Alle Jahrgänge stimmen bei den drei größten Vorteilen von der Nutzung digitaler Tools am Arbeitsplatz überein:
- Weniger Papierkram
- Mehr Effizienz und Zeiteinsparungen
- Mehr Flexibilität bei der Arbeit
Das digitale Arbeiten bringt jedoch nicht nur positive Veränderungen mit sich. Auch in Bezug auf den größten Nachteil von digitalen Tools am Arbeitsplatz sind sich alle Kohorten einig: Nicht alle Angestellten nutzen die Tools. Dies kann zu einer Kluft zwischen den Jahrgängen führen und wird von 35 % der Babyboomer, 40 % der Generation X, 41 % der Millennials und 44 % der Generation Z als größte Herausforderung gesehen.
Im weiteren Verlauf gibt es Abweichungen. Als zweit- und drittgrößten Nachteil betrachtet Generation Z, wenn das Management ineffiziente Tools oder die falschen Tools wählt (35 %), und, dass ständig neu eingeführte Tools und Funktionen es schwierig machen, sich daran zu gewöhnen (33 %). Diese Faktoren sind dagegen nur für 22 % bzw. 23 % der Babyboomer wichtig. Für sie folgen an zweiter und dritter Stelle der größten Herausforderungen der Nutzung digitaler Tools am Arbeitsplatz das fehlende Bewusstsein dafür, dass digitale Tools benötigt werden (33 %), und der begrenzte Zugang zu Ressourcen oder Schulungen (29 %). Für einige dieser Nachteile gibt es Abhilfe:
- Einfache Nutzungsanleitung für neu eingeführte Tools bereitstellen: Manchmal kann es lange dauern, bis man sich mit einem neuen Tool anfreundet und es richtig bedienen kann. Diese Phase kann frustrierend sein und dazu führen, dass ein Mitarbeiter sich sträubt, ein Programm anzuwenden. Hier können Digital-Adoption-Plattformen Abhilfe schaffen. Sie helfen Arbeitgebern dabei, ihre Mitarbeiter zu schulen, indem sie Nutzeranleitungen für Unternehmensanwendungen oder Websites bereitstellen.
- Mitarbeiterschulungen anbieten: Neben Digital-Adoption-Plattformen, mit denen sich Angestellte den Umgang mit einem Tool durch interaktive Nutzeranleitungen selbst beibringen können, eignen sich Schulungsplattformen. Damit können Unternehmen eigene Trainings zum Umgang mit digitalen Tools entwerfen und automatisieren. Schulungssoftwares umfassen Funktionen wie Kursanmeldungen und -tests, Zertifizierungsverfolgung, Konferenzen, Kompetenzverfolgung und Berichterstattung.
Jeder Jahrgang bringt also einen spezifischen Bedarf für den Umgang mit Technologie am Arbeitsplatz mit, den Arbeitgeber adressieren sollten, denn die große Mehrheit der Befragten ist ebenso davon überzeugt, dass digitale Tools Teil ihrer beruflichen Zukunft bleiben werden.
28 % der Gen Z fühlt sich unwohl damit, dass Skills für die Nutzung digitaler Tools für den Beruf immer wichtiger werden
Von den teilnehmenden Jahrgängen sind die Millennials am stärksten davon überzeugt, dass Technologie in der Arbeitswelt immer mehr an Bedeutung zunimmt: Achtundachtzig Prozent denken, dass berufliche Fähigkeiten immer stärker darauf basieren, digitale Tools nutzen zu können. Dem stimmen jeweils 81 % der Generation X und Z sowie 78 % der Babyboomer zu.
Überraschenderweise ist es Generation Z, der jüngere der beiden Digital-Natives-Jahrgängen, der damit die größten Probleme hat. Auf die Frage, wie wohl sie sich damit fühlen, wenn Fähigkeiten zur Nutzung digitaler Tools im Beruf immer wichtiger werden, antworteten 8 %, dass sie sich „sehr unwohl” fühlen. Obwohl im Vergleich zu den anderen Altersgruppen ein Unterschied zu erkennen ist, da die Zahl bei den Babyboomern und der Generation X bei 3 % und bei den Millennials bei 2 % lag, sind 8 % insgesamt jedoch immer noch ein niedriger Wert. Andererseits ist die Generation Z gemeinsam mit den Millennials als die älteren Digital Natives am anderen Ende des Spektrums ebenfalls am stärksten vertreten: Von den Millennials fühlen sich 28 % „sehr wohl” mit der oben genannten Entwicklung, gefolgt von 27 % der Generation Z, während es bei den Babyboomern 21 % und bei Generation X 22 % sind.
Dass sich ausgerechnet Generation Z als die jüngste Teilnehmergruppe am unwohlsten damit fühlt, dass Fähigkeiten zur Anwendung digitaler Tools im beruflichen Umfeld immer wichtiger werden, lässt sich vielleicht gerade mit dem erklären, was ihnen auf den ersten Blick einen Vorsprung verschaffen sollte: ihr Alter.
Die ältesten Angehörigen der Generation Z sind erst 28, die jüngsten (zu dieser Studie zugelassenen) 18 Jahre alt. Das heißt, viele befinden sich noch nicht lange im Beruf und hatten unter Umständen noch nicht ausreichend Gelegenheit, sich mit einer größeren Anzahl von digitalen Tools zu befassen, anders als beispielsweise Millennials.
Zudem kann die Tendenz, davon auszugehen, dass junge Kohorten automatisch technisch versierter sind als ihre älteren Arbeitskollegen, den Blick auf Unzulänglichkeiten verstellen und falsche Erwartungen wecken. In einem bestimmten Umfeld (z.B. eine technologisierte Welt) aufgewachsen zu sein und ein Smartphone bedienen zu können, heißt nicht per se, dass man mit einer komplexen CRM- oder Projektmanagement-Software für die tägliche Arbeit umgehen kann. Teil davon, den Umgang mit neuen Tools zu lernen, ist zu wissen, wie man bei Hürden am effektivsten kommuniziert und wo man benötigte Informationen findet. Dabei könnten Arbeitnehmer älterer Generationen mit ihrer längeren Berufs- und Lebenserfahrung ihren jüngeren Kollegen einen Schritt voraus sein.
Digitaler Arbeitsplatz: Was Unternehmen nach Ansicht der Digital Natives verbessern können
Da eine Rückentwicklung digitaler Technologien für berufliche Tätigkeiten ein eher unwahrscheinliches Szenario darstellt, sollten Unternehmen den Fokus darauf legen, ihre Mitarbeiter frühzeitig an Bord zu holen, wenn ein neues digitales Tool implementiert werden soll, um die Anwendung optimal nutzen zu können.
Im ersten Schritt sollten sie allerdings wissen, ob und wo Bedarf an digitalen Tools besteht. So gab die Mehrheit der Befragten (jeweils 58 % der Babyboomer sowie der Generation Z, 60 % der Generation X und 63 % der Millennials) zum Beispiel an, dass sie mit den digitalen Tools, die ihr Unternehmen ihnen zur Erledigung ihrer Aufgaben zur Verfügung gestellt hat, zufrieden sind. Dagegen sind jeweils 25 % der Babyboomer, Generation X und Generation Z sowie 19 % der Millennials „eher” bis „sehr unzufrieden”.
Im zweiten Schritt sollten Unternehmen herausfinden, in welchen Bereichen Arbeitnehmer sich wünschen würden, dass ihr Unternehmen mehr digitale Tools einsetzt. Unseren Befragten zufolge betrifft dies vor allem das Aufgabenmanagement. Dafür wünschen sich jeweils 34 % der Babyboomer und der Generation Z mehr digitale Tools, und jeweils 36 % der Generation X sowie der Millennials. Darüber hinaus wünschen sich Angestellte ebenfalls mehr digitale Tools für Kommunikation und Cybersicherheit.
Hier kannst du in den von Arbeitnehmern am meisten nachgefragten Softwarekategorien browsen und das passende Tool für dein Unternehmen finden:
Die Art der digitalen Anwendungen, die ein Mitarbeiter benötigt, hängt auch davon ab, ob er im Homeoffice arbeitet oder täglich ins Büro kommt. Die Mehrheit der Digital Natives (71 % der Generation Z und 62 % der Millennials) ist der Meinung, dass ihre Arbeitsaufgaben vollständig remote erledigt werden können. Auf Seite der Digital Immigrants ist die gegenteilige Meinung vorherrschend: So gaben 57 % der Generation X und 67 % der Babyboomer an, dass ihre arbeitsbezogenen Aufgaben nicht zu hundert Prozent remote erledigt werden können.
Einigkeit unter den Generationen herrscht wiederum bei der Art des Arbeitsmodells (vollständig im Homeoffice, hybrid oder vollständig vor Ort), das sie bevorzugen. Die erste Wahl für 54 % der Generation X, 60 % der Millennials und 57 % der Generation Z ist das hybride Modell, bei dem der Mitarbeiter einige Tage im Homeoffice und einige Tage im Büro arbeitet. Bei den Babyboomern liegen die Arbeitsmodelle „hybrid” und „vollständig vor Ort” mit jeweils 42 % gleichauf.
Fazit Generationentest
Beim näheren Hinsehen sind die Unterschiede zwischen den Generationen geringer, als häufig angenommen wird. Ob Babyboomer oder Generation Z: Die Mehrheit ist den Umgang mit digitalen Tools am Arbeitsplatz gewohnt und teilt ihre Sicht auf die Vorteile, die technologische Hilfsmittel mitbringen. Diese sind häufig darauf ausgelegt, sich wiederholende Aufgaben zu automatisieren, Prozesse zu rationalisieren und die Effizienz von Arbeitsabläufen zu verbessern. Dadurch können die Mitarbeiter Aufgaben schneller erledigen und produktiver sein. Außerdem unterstützen sie die Arbeit von Zuhause und ermöglichen es den Mitarbeitern, von überall aus zu arbeiten, was ebenfalls zur Verbesserung der Work-Life-Balance beitragen kann. Die befragten Mitarbeiter erkennen diese Vorteile und Möglichkeiten, die digitale Tools bieten, was den überwiegenden Enthusiasmus für deren Einsatz am Arbeitsplatz erklärt.
Unternehmen sollten also nicht vor der Einführung digitaler Tools zurückschrecken, weil sie vermuten, dass ihre Mitarbeiter aus der Generation der Digital Immigrants damit Schwierigkeiten hätten, denn diese Annahme erweist sich als unbegründet. Arbeitgeber sollten vielmehr darauf achten, ihre gesamte Belegschaft frühzeitig einzubinden, wenn sie ein neues digitales Programm einführen wollen, und ihr Feedback zu fehlenden Anwendungen einzuholen. Oft haben Angestellte bereits eine gute Vorstellung davon, welche digitalen Tools ihnen noch fehlen, um ihren Arbeitsalltag zu erleichtern. Auch möglichst lange Vorlaufzeiten vor der Einführung neuer Technologien sind empfehlenswert, um Mitarbeiter nicht zu überfordern, was die Ablehnung gegenüber Innovationen forcieren könnte.
Methodologie
Um die Daten für diese Studie zu erheben, hat Software Advice im August 2023 eine Online-Umfrage durchgeführt. Als Teilnehmer wurden insgesamt 991 Voll- oder Teilzeitbeschäftigte zur Verwendung von digitalen Tools am Arbeitsplatz befragt, die zur Erledigung ihrer täglichen Aufgaben einen Computer benutzen. Weitere Auswahlkriterien waren:
- Wohnsitz in Deutschland
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Zwischen 18 und 65 Jahre alt
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