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Digital Wallets-Studie: Der nächste Schritt in Richtung bargeldloser Gesellschaft?

Veröffentlicht am 22.11.2022 Geschrieben von Rosalia Mousse.

Bargeldlos bezahlen geht dank Debit- und Kreditkarte schon lange. Nun erscheinen Digital Wallets vermehrt auf der Bildfläche und kurbeln den Übergang von einer bargeldlosen zur kartenlosen Gesellschaft an. Wir haben Verbraucher nach ihrer Meinung zu verschiedenen Themen rund um Digital Wallets gefragt.

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Zahlungen mittels Kredit- oder Debitkarte gibt es schon seit einigen Jahrzehnten und sind den meisten Menschen bekannt. Nun sind Digital Wallets - oder digitale Brieftaschen - auf der Bildfläche der bargeldlosen Zahlungen erschienen. Sie gehen noch einen Schritt weiter und machen das Mitführen von physischen Karten gänzlich überflüssig. Mit Digital Wallets lässt sich die digitale Version von Debit- und Kreditkarten auf dem Smartphone speichern, sodass es nicht mehr nötig ist, Karten oder Karteninformationen bei sich zu haben. Das Bezahlen erfolgt stattdessen direkt über das Mobiltelefon.

Da die Bargeld-Liebe der Deutschen bekanntlich groß ist, fällt es nicht leicht, einzuschätzen, wie dieser nächste Schritt hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft bei Verbrauchern ankommt. Wie stark werden Digital Wallets – wenn überhaupt –  genutzt, und wie hoch ist ihre Akzeptanz? Welche Bedenken haben Konsumenten? Das und mehr ist Thema der neuen Studie von Software Advice. Befragt wurden mehr als 1000 Personen, die wissen, was Digital Wallets sind. Die vollständige Methodik findest du am Ende.

Weniger als die Hälfte der Deutschen haben schon einmal Digital Wallets verwendet

Was sind Digital Wallets?

Digital Wallets, auch Cyberwallets, mobile Wallets oder digitale Geldbörsen genannt, sind Smartphone- oder Smartwatch-Apps, die Zahlungsdaten und verschiedene Arten von Ausweis- oder Nachweisdokumenten speichern können (z. B. Kreditkartendaten, Geschenkkarten, Tickets, Führerscheine usw.). Sie können ohne physische Kredit-/Debitkarte zum Beispiel zum Bezahlen, zum Nachweis der Identität, für den Zugang zu einer Veranstaltung oder zum Kauf von Eintrittskarten verwendet werden.

Digital Wallets können mittlerweile für vieles genutzt werden: Um in Geschäften und Restaurants zu bezahlen, Geld am Automaten abzuheben oder Tickets zu speichern. Allerdings haben laut unserer Umfrage bisher weniger als die Hälfte der Verbraucher bereits Erfahrung damit gemacht. 

So haben 8 % der Befragten Digital Wallets schon einmal benutzt, jetzt aber nicht mehr, und 27 % gaben an, dass sie Digital Wallets noch nicht genutzt und dass sie kein Interesse an diesen Technologien haben. Weitere 32 % haben sie noch nicht verwendet, sind aber daran interessiert, damit anzufangen, und 33 % gaben an, dass sie aktuell Digital Wallets nutzen.

Nutzungsverhalten von Verbrauchern bezüglich Digital Wallets

Im nächsten Abschnitt werfen wir einen Blick auf die Nutzer von Digital Wallets, welche digitale Brieftasche sie verwenden und wofür, welche Vor- und Nachteile sie in der Technologie sehen und mehr. 

Die meisten Nutzer von Digital Wallets haben seit 2020 damit angefangen

Die Mehrheit derjenigen Befragten, die Digital Wallets nutzen, haben innerhalb der letzten zwei Jahre damit angefangen. 26 % haben vor ein bis zwei Jahren angefangen, 23 % vor sechs Monaten bis einem Jahr und 26 % vor weniger als sechs Monaten. Die meisten Teilnehmer (76 %) setzen ihre Digital Wallet als Debit- oder Kreditkarte zum Bezahlen ein, 39 % speichern damit Bahn- bzw. Busfahrkarten oder Flugtickets und 37 % speichern damit Veranstaltungstickets.

Top 5 Anwendungsfälle von Digital Wallets

Mittlerweile haben zahlreiche Unternehmen Digital Wallets auf den Markt gebracht. Neben PayPal gehören Apple und Google zu den größten Anbietern (Link in Englisch), die jeweils für ihre Betriebssysteme iOS und Android eigene Apps für bargeldloses Bezahlen per Mobiltelefon anbieten. Auch unter Verbrauchern sind diese Unternehmen die beliebtesten. So gab jeder Zweite (49 %) der Teilnehmer, die ihre Digital Wallet als Debit- oder Kreditkarte zum Bezahlen verwenden, an, dass PayPal ihre Hauptzahlungsmethode ist. Ein Viertel nannte Apple Pay und 19 % die Google Wallet.

Der Gebrauch digitaler Zahlungsmethoden hat seit der Pandemie zugenommen, aber die Infrastruktur ist ausbaufähig


Seit Anfang 2020 hat sich in Sachen Digitalisierung coronabedingt viel getan. Zahlungsmöglichkeiten sind keine Ausnahme. An vielen Einkaufsstellen wurden Kunden schon früh dazu aufgefordert, möglichst kontaktlos zu bezahlen. Hatte dies einen Einfluss auf die Verbreitung von Digital Wallets? Unseren Teilnehmern zufolge, die aktuell Digital Wallets zum Bezahlen nutzen, ja. So stimmten 70 % der Aussage „Die Pandemie hat mich dazu gebracht, weniger Bargeld und mehr digitale Zahlungsmethoden zu nutzen” zu, davon stimmten 39 % „etwas” und  30 % „voll und ganz” zu.

Auswirkungen der Pandemie auf den Gebrauch von digitalen Zahlungsmethoden

Wenn es um die Anwendungsmöglichkeiten von Digital Wallets geht, stimmen 62 % der Aussage zu, dass es in Deutschland eine gute Infrastruktur für die Nutzung von Digital Wallets gibt. Allerdings ist auch die Opposition nicht klein, denn 38 % stimmen der Aussage nicht zu.

Infrastruktur in Deutschland für die Nutzung von Digital Wallets

Welche allgemeinen Vor- und Nachteile sehen die Nutzer von Digital Wallets? Dazu jetzt mehr.

Trotz Praktikabilität hat jeder Zweite Datenschutzbedenken

Digital Wallets haben ein breites Einsatzspektrum. Sie ermöglichen es Verbrauchern zum Beispiel, das Haus zu verlassen, ohne daran denken zu müssen, Geld, Kreditkarten, Gutscheine, Veranstaltungs-, Bus-, Bahn- oder Flugtickets mitzunehmen. Selbst Ausweisdokumente und Autoschlüssel lassen sich auf der digitalen Brieftasche speichern. Durch die Anwendung von Sicherheitsprotokollen wie Zwei-Faktor-Authentifizierung und einmalig verwendbare PIN-Nummern soll zudem ein hoher Sicherheitsstandard gewährleistet werden. 

Wir wollten wissen, welche Vorteile die Befragten, die aktuell Digital Wallets verwenden, in ihrer Nutzung statt der entsprechenden traditionellen Methoden sehen. Drei von vier (75 %) gaben an, dass der Gebrauch von Digital Wallets bequemer ist, und 46 % sagten, sie müssen ihren Geldbeutel nicht dabei haben und riskieren so nicht, ihn zu verlieren.

Vorteile von Digital Wallets

Auf die Risiken und Nachteile von Digital Wallets sollte ebenfalls hingewiesen werden. Neben der bereits erwähnten unvollständigen Infrastruktur werden immer wieder Datenschutzbedenken laut, die von der Weitergabe der Daten an Dritte berichten. Dies sehen auch Verbraucher negativ. Mit 53 % nennen sie die stärkere Abhängigkeit von Smartphones als größten Nachteil von Digital Wallets, gefolgt von dem Umstand, dass ihre Daten gesammelt werden (38 %).

Nachteile von Digital Wallets

Wir haben uns die Meinungen von Verbrauchern angesehen, die Digital Wallets anwenden, und wenden uns nun an diejenigen, die ihren Gebrauch ablehnen. Da es sich hierbei vornehmlich um Angehörige der älteren Generationen handelt, ergab sich die Frage, ob die Zurückhaltung gegenüber dem Gebrauch von Digital Wallets damit zu tun hat, dass dieser Trend eher Jüngere anzieht. Immerhin ist Generation Z (1995 und danach geboren) die erste Generation, die mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Dieses auch als digitale Brieftasche zu benutzen, scheint naheliegend. Wir haben die Ergebnisse nach Generationen analysiert.

Können neue Zahlungsmittel alle Generationen erobern?

Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Während Babyboomer (geboren zwischen 1946 und 1964) mit dem schnurgebundenen Telefon inklusive Wählscheibe aufgewachsen sind, sieht man heute kaum mehr einen Teenager ohne persönliches Smartphone. Heißt das, die älteren Jahrgänge können nicht mit neuen Technologien umgehen? 

Zumindest in ihrer Selbsteinschätzung scheinen die jüngeren Generationen weitaus selbstbewusster zu sein als die älteren Kohorten. So gaben 47 % der Millennials (geboren zwischen 1978 und 1995) auf die Frage, wie sie ihr Verhältnis zu technischen Geräten beschreiben würden, an, dass sie sich sehr wohl im Umgang mit technischen Geräten fühlen und versuchen, immer die neuesten Geräte zu besitzen. Die Generation Z stimmten der Aussage zu 42 % zu, die Generation X (geboren zwischen 1965 und 1977) dagegen nur zu 15 % und die Babyboomer nur zu 8 %.

Verhältnis von verschiedenen Generationen zu technischen Geräten

Außerdem wussten 59 % der Befragten aus der Generation Z und 56 % der befragten Millennials genau, was das Konzept der Digital Wallets bedeutet, bevor sie die Definition gelesen hatten, die in der Umfrage vorgestellt wurde. Aus Generation X waren es hingegen 41 % und von den Babyboomern 31 %.

Wie sieht es mit der Nutzung von Digital Wallets aus? Auch hier liegen die Jüngeren vorn: 66 % der Teilnehmer aus der Generation Z gaben an, aktuell Digital Wallets zu nutzen. Zum Vergleich: Von den Befragten der Generation X waren es nur 24 % und von den Babyboomern 17 %. Auf der anderen Seite sagten 41 % der Babyboomer und 34 % der Generation X, dass sie kein Interesse an diesen Technologien haben.

Generationsunterschiede im Gebrauch von Digital Wallets

Die drei stärksten Gründe dieser beiden Generationen für ihr Desinteresse an Digital Wallets waren dabei nicht etwa, dass die Einrichtung zu kompliziert ist, sondern folgende:

Gründe für Desinteresse an der Verwendung von Digital Wallets

Insofern lässt sich schlussfolgern, dass ältere Kohorten Digital Wallets nicht deswegen weniger anwenden als jüngere Befragte, weil sie Schwierigkeiten mit der Technologie haben, sondern weil sie keinen Bedarf daran haben und vorsichtiger mit ihren Daten umgehen.

Was können KMU von den Ergebnissen lernen?

Ob sich bargeldlose Zahlungen wie über Digital Wallets langfristig durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Der Trend geht jedoch in die Richtung, worauf die höhere Akzeptanz dieser Bezahlmöglichkeit unter jüngeren Generationen hindeutet: Sie sind mit dieser Technologie aufgewachsen und es zudem mehr als ältere Kohorten gewohnt, ihre Daten ständig preiszugeben. 

Nichtsdestotrotz haben wir auch gesehen, dass ältere Kohorten ebenfalls nicht abgeneigt sind, Digital Wallets zu nutzen. Unternehmen können eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um den Bedenken von Verbrauchern zu begegnen, die sie von der Verwendung von Digital Wallets abhalten könnten. 

Hier sind unsere top Tipps im Umgang mit Kunden und Digital Wallets:

  • Informiere deine Kunden darüber, dass du die Möglichkeit, Zahlungen per Digital Wallet abzuwickeln, anbietest.
  • Investiere in die Aufklärung über die Sicherheitsstandards von Digital Wallets, um Vorurteilen von Kunden entgegenzuwirken.
  • Gehe mit maximaler Transparenz bezüglich der Daten vor, die bei der Anwendung von Digital Wallets erhoben werden, und informiere Kunden über die Datenschutzbemühungen deines Unternehmens. 
  • Kommuniziere die Vorteile von Digital Wallets und überzeuge Verbraucher sachlich.
  • Biete immer auch andere Zahlungsmöglichkeiten an, um den Verlust von Kunden zu vermeiden, die diese Art der Zahlung ablehnen.
Wie geht es weiter? Wirf einen Blick auf unser Zahlungsabwicklung Software Verzeichnis, um das passende Tool zu finden.


Methodologie:

Um die Daten für diese Studie zu erheben, hat Software Advice von September bis Oktober 2022 eine Online-Umfrage durchgeführt. Als Teilnehmer wurden insgesamt 1.002 Personen zum Thema Digital Wallets befragt, die ein Smartphone besitzen.

Weitere Auswahlkriterien für die deutschen Teilnehmer waren:

  • Mindestalter von 18 Jahren
  • Wohnhaft in Deutschland

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Über den Autor oder die Autorin

Rosalia ist Content Analyst für Software Advice und unterstützt KMU mit Einblicken in IT-Themen und Softwares. Masterabsolventin der HHU Düsseldorf, lebt in Barcelona.

Rosalia ist Content Analyst für Software Advice und unterstützt KMU mit Einblicken in IT-Themen und Softwares. Masterabsolventin der HHU Düsseldorf, lebt in Barcelona.