40 % der Deutschen sind in den letzten 12 Monaten zur biometrischen Authentifizierung übergegangen
Veröffentlicht am 17.11.2021 Geschrieben von Rosalia Mousse.
Die biometrische Technologie kann eine zuverlässige, sichere und bequeme Methode zur Überprüfung der Identität einer Person auf der Grundlage ihrer biologischen Merkmale bieten.
Ist das wirklich so? Wie wohl fühlen sich die Deutschen bei der Weitergabe ihrer biometrischen Daten? Software Advice hat 1024 Verbraucher nach ihrer Meinung zu den Vor- und Nachteilen biometrischer Authentifizierungbefragt, ob sie diesen Ansatz gegenüber konventionellen Methoden bevorzugen und wie sehr sie Unternehmen mit dem Umgang ihrer sensiblen Informationen vertrauen. Die vollständige Methodologie befindet sich am Ende des Artikels.
Biometrie bezeichnet die Messung einzigartiger biologischer Merkmale wie Gesichtszüge, Fingerabdrücke oder Sprachmuster. Die biometrische Authentifizierung ist die Verwendung dieser Daten zur Überprüfung der Identität einer Person, zum Beispiel zur Bestätigung einer Zahlung oder für den Zugang zu einem Gebäude.
Verschiedene Typen biometrischer Erkennung
Beim Einsatz von biometrischen Verfahren wird zwischen physiologischen und verhaltenstypischen Merkmalen unterschieden.
Verhaltenstypische Merkmale sind auch unter dem Begriff “dynamische” Merkmale bekannt, da sie sich im Laufe des Lebens oder abhängig von der Situation ändern können. Physiologische oder „statische Merkmale“ weisen dagegen eine nahezu unveränderliche Struktur auf.
59 % der Deutschen verwenden lieber Passwörter als biometrische Daten
Einige Deutsche sind mit der Freigabe ihrer biometrischen Daten eher zurückhaltend. Auf die Frage, welche Art ihrer biometrischen Daten sie am ehesten an private Unternehmen weitergeben würden, antwortete etwas mehr als ein Viertel (27 %), dass sie sich nicht wohlfühlen, ihre biometrischen Informationen mit privaten Unternehmen zu teilen. Von den übrigen drei Viertel der Befragten, die bereit wären, biometrische Daten an private Unternehmen weiterzugeben, fühlen sich 55 % wohl dabei, ihren Fingerabdruck und 34 % ihren Gesichtsabdruck weiterzugeben.
Auch beim Bezahlen vertraut die Mehrheit der Befragten (51 %) am meisten auf die Fingerabdruckerkennung unter den biometrischen Formen der Authentifizierung, während 12 % sich auf den Augen-Scan und 11 % auf die Gesichtserkennung verlassen. 25 % gaben dagegen an, keiner Form der biometrischen Authentifizierung beim Bezahlen zu vertrauen.
Obwohl 68 % der Befragten die biometrische Technologie für sicherer halten, bevorzugen 59 % immer noch die Verwendung von Passwörtern zur Identitätsüberprüfung.
Zudem sagten insgesamt 40 % aus, die Schutzmethode für eines ihrer Geräte, Anwendungen oder Systeme von einem Passwort auf eine biometrische Sicherheitsmethode umgestellt zu haben. Dies erfolgte entweder freiwillig (32 %) oder weil es erforderlich war (8 %) und kann als Zeichen der beschleunigten digitalen Transformation während der COVID-19-Krise sowie als Antwort auf die steigende Zahl an Cyber-Angriffen gedeutet werden.
Die drei größten Vorteile biometrischer Verfahren
Wir wollten wissen, welche Vorteile die Deutschen im Einsatz biometrischer Technologien sehen, und welche Bedenken sie haben. Dies sind die Top drei Vor- und Nachteile laut unserer Umfrageteilnehmer:
Komfort
Viele Menschen besitzen mittlerweile ein Smartphone, welches sie mithilfe ihres Fingerabdrucks oder Gesichts-Scans entsperren. Dieses Verfahren ist einfach, schnell, mit einem Wort: bequem. Nutzer brauchen keinen Code mehr, den sie sich merken und unzählige Male am Tag eintippen müssen. Dasselbe gilt zum Beispiel für den Gebäudezutritt mittels Fingerabdruck oder dem kontaktlosen Bezahlen per Gesichtserkennung. 49 % der Umfrageteilnehmer sehen dies als klaren Vorteil biometrischer Verfahren.
Erhöhte Sicherheit
48 % der Befragten glauben, dass biometrische Verfahren sicherer sind als herkömmliche Methoden. Da es sich bei biologischen Merkmalen um hochsensible Daten handelt, unterliegen sie besonderen Schutzvorkehrungen und Datenschutzbestimmungen. Zudem gelten sie gegenüber klassischen Verfahren wie Passwörtern als fälschungssicherer. Ein Passwort kann relativ leicht kopiert werden, ein Fingerabdruck oder Gesichts-Scan dagegen sind weitaus komplexer zu replizieren.
Kann nicht vergessen werden
Heutzutage ist es keine Seltenheit mehr, auf unzähligen Plattformen angemeldet zu sein. Gehörst du zu den Personen, die sich ihre Passwörter aufschreiben müssen oder gleich ein Masterpasswort für alle Konten haben? 41 % der Befragten sieht diesbezüglich in biometrischen Verfahren einen weiteren Vorteil, da sie nicht von Zugangsmethoden abhängen, die verloren oder vergessen werden können.
Die drei größten Bedenken in Bezug auf biometrische Verfahren
Missbrauch biometrischer Daten
Unsere persönlichen Merkmale sind unsere Identität. Werden sie gehackt oder gestohlen, kann dies fatale Folgen haben, denn sie lassen sich nicht wie ein Passwort einfach zurücksetzen. Fingerabdrücke könnten zum Beispiel reproduziert und für illegale Zwecke verwendet werden. Für 49 % der Umfrageteilnehmer zählt der Missbrauch biometrischer Daten deshalb zu ihren größten Bedenken in Verbindung mit dieser Technologie.
Potenzial für Identitätsdiebstahl
Die Verwendung von biometrischen Erkennungsmerkmalen im Alltag birgt auch die größer werdende Gefahr des Identitätsdiebstahls. Geraten Daten wie der Fingerabdruck, Iris-Scan oder die DNS in falsche Hände, gibt es keinen Reset-Knopf wie beim Passwort. Damit würden die gestohlenen Merkmale als Identifizierungs- und Authentifizierungsmethode unbrauchbar und der Nutzer müsste andere Daten zur Verfügung stellen, wie etwa den Venenscan oder die Handgeometrie. Dies könnte jedoch schnell in einen Teufelskreis führen, denn je mehr biometrische Informationen es von einem Menschen gibt, desto einfacher können Hacker ein komplettes Identitätsprofil erstellen. 36 % der Befragten sehen in biometrischen Verfahren ein hohes Potenzial für Identitätsdiebstahl.
Angst vor Datenschutzverletzungen
Das Erfassen biometrischer Daten bedeutet immer einen Eingriff in die Privatsphäre der Person. Damit wird der erforderliche Schutz für biometrische Daten als besonders hoch eingestuft und von der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) geregelt. Darin ist festgelegt, diese sensiblen Informationen dürfen nur in bestimmten Fällen verarbeitet werden, wie etwa bei der Verbrechensbekämpfung oder aus justiziellen Gründen. In der Regel ist jedoch eine ausdrückliche Zustimmung der betroffenen Person nötig. Das scheint allerdings nicht jeden zufrieden zu stellen. Immerhin 30 % der Deutschen gaben an, hinsichtlich der Datensicherheit Bedenken zu haben und Datenschutzverletzungen zu fürchten, die zu verlorenen oder gestohlenen biometrischen Daten führen. Gelegentlich auftauchende Meldungen von Sicherheitslecks mit dem Ergebnis, dass biometrische Daten von Millionen Menschen im Netz landen, führen dazu, Bedenken dieser Art zu forcieren.
63 % vertrauen den sozialen Medien nicht mit ihren biometrischen Daten
Auf die Frage, welchen Institutionen die Umfrageteilnehmer vertrauen würden, wenn sie Ihnen biometrische Methoden zur Identifizierung oder Verifizierung Ihrer Person anbieten würden, erhalten Banken die meisten Stimmen. Demnach bringen 55 % der Befragten Banken “eher hohes” bis “hohes” Vertrauen entgegen. Darauf folgen Behörden (53 %), der eigene Arbeitgeber (48 %) sowie Zahlungsabwickler wie PayPal (46 %). Die globalen Technologieunternehmen Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft (GAFAM) genießen bei 39 % der Teilnehmer “eher hohes” bis “hohes” Vertrauen. Soziale Medien dagegen sind den Teilnehmern zufolge am wenigsten vertrauenserweckend. 63 % gaben an, “eher geringes” bis “kein” Vertrauen zu den sozialen Medien zu haben. 12 % der Befragten gaben dagegen an, keiner dieser Institutionen mit ihren biometrischen Daten zu vertrauen.
Während wir unser Privatleben ganz zwanglos in den sozialen Medien teilen, ist die Weitergabe biometrischer Daten etwas, vor dem die meisten Befragten zurückschrecken. Vor allem bei Tech-Giganten wie Facebook. 63 % der Befragten gaben an, dass sie nicht davon überzeugt sind, dass der Mega-Konzern ihre biometrischen Daten sicher behandeln.
Deutsche wollen mehr Kontrolle über die Verwendung ihrer biometrischen Daten
Wenn es um die Verarbeitung, Weitergabe und Löschung ihrer biometrischen Daten durch private Unternehmen geht, sind die Deutschen sich weitgehend einig. 89 % sind der Meinung, dass private Unternehmen ihre biometrischen Daten ohne ihre ausdrückliche Zustimmung nicht an andere Unternehmen weitergeben dürfen.
Auf die Frage, ob sie das Recht haben sollten zu wissen, ob ein privates Unternehmen im Besitz ihrer biometrischen Daten ist, antworten 90 % mit “Ja”, und ebenfalls die große Mehrheit (91 %) glaubt, Verbraucher sollten die Löschung ihrer biometrischen Daten verlangen können, die bei privaten Unternehmen gespeichert sind.
85 % der Befragten gaben an, dass Verbraucher das Recht haben sollten, die von privaten Unternehmen verwendete biometrische Technologie abzulehnen, und 70 % wollen, dass die Verwendung biometrischer Daten durch private Unternehmen über das Bundesgesetz geregelt wird.
Einführung biometrischer Authentifizierung in Unternehmen
Mit Rückblick auf die Umfrageergebnisse lässt sich schlussfolgern: Wenngleich biometrische Verfahren zur Authentifizierung von Personen von Verbrauchern zunehmend als sicherer und komfortabel im Vergleich zu klassischen Methoden akzeptiert werden, wird in der Umfrage auch die Skepsis gegenüber der Technologie deutlich. Die Befragten nehmen Bedenken wie Datenschutzverletzungen, Datenmissbrauch und Identitätsdiebstahl besonders ernst und vertrauen vorzugsweise bereits bekannten und etablierten Formen der biometrischen Authentifizierung, wie dem Fingerabdruck und Gesicht-Scan.
Für KMU, die das Nutzererlebnis durch das Angebot biometrischer Technologie verbessern wollen, kann “Transparenz” das richtige Stichwort sein. Unternehmen sollten sich der Bedeutung der Kommunikation über diese sensiblen Daten, die immerhin die Identität einer Person ausmachen, bewusst zu sein und in die Sicherheit ihrer Netzwerke und Geräte zu investieren. Mit Sicherheitssoftware können Unternehmen biometrische Daten zu verschlüsseln und vor unbefugten Benutzern zu schützen. Identitätsmanagementsysteme stellen eine weitere Möglichkeit dar, die interne Sicherheit zu stärken.
Methodologie
Um die Daten für diese Studie zu erheben, haben wir von Software AdviceF im Oktober 2021 eine Online-Umfrage durchgeführt, an der 1024 Personen teilgenommen haben. Die Kriterien für die Auswahl der Teilnehmer sind:
- Sie sind in Deutschland wohnhaft
- Sie sind über 18 Jahre alt
- Sie sind in Vollzeit oder Teilzeit beschäftigt oder pensioniert
Die Stichprobe der Teilnehmer ist repräsentativ für die Bevölkerung Deutschlands.
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